Saisonrückblick: Die Nachlese zum Nachlesen

Bayern ist ein verdienter und würdiger Meister. Van Gaal holte Rensing aus dem Tor und machte auch danach fast alles richtig. Nebenbei bemerkt eine ähnliche Situation wie bei Klewer und Blazek bei Nürnberg nach dem Pokalgewinn. Damals überging Meyer die heimliche Nummer Eins Klewer und die Mannschaft fand nicht zusammen. Rensing durfte spielen, er patzte, er wurde abgelöst, und Butt konnte ohne Dauerkritiker allmählich zu einem sicheren Rückhalt werden.

Schalke ist wieder da. Spielerisch kann man noch einiges verbessern, 53 Tore sind schon ziemlich mager, 3-3 gegen Hamburg, 3-1 gegen Gladbach, 3-0 gegen Bochum und 4-1 in Frankfurt, sonst nie mehr als zwei Tore, davon sechsmal ohne eigenes Tor. Aber sie haben die CL ohne Pander und Jones erreicht, und ohne ein einziges Mal darüber zu jammern. Aber in Bremen wurde Magath ja auch nicht gleich Meister.

Bremen zeigt dem HSV wie man kaufmännisches Geschick mit sportlichem Erfolg verbindet. Am meisten erstaunt hat mich am Ende der couragierte Fritz. Man konnte sehen, warum er einst Nationalspieler war. Und natürlich spielten sie phasenweise wieder am schönsten. Hoffen wir, dass Özil seine Sinnkrise endgültig abgeschlossen hat, im Pokal-Finale brilliert und bei der WM konstant spielt. Einen wie ihn könnten die Schalker übrigens gut brauchen, Magath hätte ihn wohl für unverkäuflich erklärt.

Bayer Leverkusen verabschiedet heute Abend den genialen Bernd Schneider. Er ist einer von hundert Gründen, warum das Gerede von der Retortenmannschaft endlich verschwunden ist. Wie bei Schalke wurde auch hier erfolgreich ein Stabilisierungsprozess eingeleitet. Ich sage jetzt nicht, dass Bayer demnächt Meister wird, aber diese Mannschaft hat noch gewaltig Luft nach oben – und einen Trainer, der zu ihr paßt.

Borussia Dortmund, auch die ein echter Aufsteiger. Klopps Vertrauen in die Jugend zahlt sich aus. Zorc hatte einen Lauf bei seinen Transfers, an erster Stelle Barrios. Wenn Kehl noch einmal ganz gesund wird, kann es auch für mehr reichen. Schade, dass der Defensivstratege nie mehr richtig wieder auf die Beine gekommen ist.

Der VfB Stuttgart im Jahr eins nach Gomez kann zufrieden sein. Sie hätten auch unter Gross nicht zwei solche Halbserien gespielt, niemand macht das, Leverkusen, die Ungeschlagenen lange Zeit, auch nicht. Aber auch hier frage ich mich, ob das schon das Ende der Fahnenstange ist. Der VfB produziert reihenweise Nachwuchstalente, Gross ist ein umsichtiger Mann und Heldt hat in seinen jungen Jahren schon viel erreicht als Manager. Neben Stuttgart sehe ich oben auch Schalke und Leverkusen als die Mannschaften, die ihr Potenzial optimal ausschöpften, Bremen blieb dahinter zurück, Bayern und Dortmund spielten über dem Limit.

Der HSV ist neben den Absteigern sicherlich der größte Verlierer der Saison. Im kicker habe ich im Abschiedstext zu Bernd Schneider gerade gelesen, dass Labbadia ihn letztes Jahr im Pokalfinale neunzig Minuten hat schmoren lassen. Das ist extrem instinktlos und ein weiteres Indiz dafür, dass dem großen Motivator Labbadia ein Sinn für Spielerseelen fehlt, den selbst Leute wie Weisweiler, Happel und Magath haben/hatten, die nicht unbedingt Kumpeltypen sind/waren. Die Meisterschaft war illusorisch, aber wie Europa League und Pokal abgeschenkt wurden, war schon extrem arm. Daran konnte auch Ausnahmespieler van Niestelrooy nichts ändern.

Wolfsburg hat die Meisterschaft erstaunlich gut verkraftet. Was auch an der mutigen Entscheidung lag, Köstner zum Chef zu machen. Es war kein Glanz auf dieser Saison, Dzeko war zu sehr Einzelkämpfer. Dadurch dass mit Leverkusen, Schalke und Dortmund gleich drei Hinterbänkler durchstarteten, war Europa zu weit weg.

Mainz hat eine überragende Saison gespielt. Van Gaal hin, Magath her, Thomas Tuchel ist Trainer der Jahres. Als Neuling mit einem Aufsteiger taktisch so ausgefuchst zu agieren, Favoriten zu Hause reihenweise aufs Kreuz zu legen und dann noch ahnsehnlichen Fußball mit Herz und Hirn zu spielen, ist sensationell. Eine echte Bereicherung, alles andere als ein niedlicher Exot, dieser Karnevalsverein.

Eintracht Frankfurt unter Skibbe hat sich ebenfalls erstaunlich entwickelt. Rein punktemäßig war es nicht viel besser als in den letzten Jahren, aber es sieht schon anders aus. Besonders gefallen hat mir Köhler, solche Haken hat in der Liga zuletzt Mehmet Scholl geschlagen. Ohne Verletztenseuche könnten es demnächst sogar 47 Punkte oder mehr werden.

Das zweite Jahr ist für einen Aufsteiger immer das Schwerste, so auch für Hoffenheim. Allerdings kämpfte die TSG von Anfang an gegen die irrsinnigen Erwartungen. Ibisevic erzielte nach seinem Kreuzbandriß 12 Tore und wird jetzt mehr oder weniger als Versager abgestempelt. In der Hinrunde war Hoffenheim Siebter. Ich hoffe, Rangnick kriegt die Kurve und kann in Ruhe weiterarbeiten.

Gladbach, noch ein Gewinner der Saison. Endlich ein Trainer, der paßt, endlich spielen sie ab und zu wenigstens schönen Fußball. Eine No-Name-Truppe hat einem großen Verein eine Menge Anerkennung zurück gebracht. Und Dante hat bei mir schon wegen seiner Frisur einen Stein im Brett. Schade, dass Neuville so wenig spielen konnte. Löw würde sagen: In unserem Frisurenprofil ergänzt er sich nicht optimal mit Dante.

Köln im ersten Jahr nach Daum und im ersten Jahr mit Podolski durchwachsen, also im Rahmen seiner Möglichkeiten. Auch hier eine Riesenkluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Köln ist immer noch eine potenzielle Fahrstuhlmannschaft, es wird noch ein Weilchen dauern, bis der ambitonierte Präsident Overath zufrieden ist. Dass Soldo ein Jahr Klüngel überstanden hat, ohne geistig Schaden zu nehmen, spricht für ihn.

Freiburg behält die Nerven, behält den Trainer und hält die Liga. Für keinen waren die Fußstapfen des Vorgängers so groß wie für Robin Dutt, er hat die Herausforderung bestanden. Dieses Freiburger Team ist noch keine Kultmannschaft wie das große Team mit Cardoso, Heinrich, Schmadtke, noch keine Breisgau-Brasilianer. Sie werden immer gegen den Abstieg spielen, und ab und zu einen Etablierten hinter sich lassen.

Hannover: Ende gut, aber nicht alles gut. Der Tod von Robert Enke bleibt die große Katatrophe dieser Spielzeit. Rechtzeitig kehrten Kampfgeist und Spielfreude zurück, es freut mich, dass 96 der Gang in die Zweite Liga erspart bleibt. Auch für Slomka, der auf Schalke unter Wert verabschiedet wurde. Wenn Hanke so weiter trifft, waren die letzten beiden Spiele der Auftakt zu einer wunderbaren neuen Saison.

Der Club macht es wieder einmal spannend. Sollte die Relegation erfolgreich sein, könnte man das sportliche Modell perfektionieren. 10 Leihspieler, 10 Juniorennationalspieler, Schäfer, Wolf, Pinola, fertig ist der Klassenerhalt. Bader hat gezockt und bis jetzt noch nicht verloren, aber nächstes Jahr bitteschön vielleicht noch ein paar mehr Spieler jenseits der 25 mit mehrjährigen Verträgen. Und eine faire Chance für Mintal.

Auf Wiedersehen, VfL Bochum. Selbst die vier Trainer, selbst das 1-0 in Nürnberg hat nicht gereicht. Wer im Endspiel zu Hause so auftritt, der muss sich mindestens ein Jahr lang im Stahlbad Zweite Liga regenerieren. Vielleicht hätte man Koller nicht feuern sollen, was hilft es dem gemeinen Fan, dass Wosz Kult ist und die letzten beiden Spiele so ausgehen.

Last and least – der Problembär aus Berlin. Nicht Hoeneß, sondern Gegenbauer ist der Verantwortliche für das Desaster. Und angesichts der Tatsache, dass es keinerlei Opposition gegen ihn gibt, ist auch in Liga Zwei wenig Gutes zu erwarten. Es war klar, dass nach der Überfliegersaison ein Krisenjahr kommt. Und anstatt den erfahrenen Krisenmanager Hoeneß in Würde zu verabschieden, legt man das Schicksal in die Hände eines Trainers, der das Team gerade mal zwei Jahre betreut hatte. Und der arme Preetz – sympathisch, unerfahren, überfordert – wußte nicht, wie ihm geschieht.

ManU – Bayern. Der Live-Tweet vom 7. April im Schnelldurchlauf

Ausausaus. Nach 0-3 noch 2-3. Die Bayern arbeiten hart für den vierten Bundesligaplatz in der Champions League.

90. 3 Minuten Nachspielzeit, Abstoß ManU.

88. Ribery knapp am Tor vorbei, im Moment alles sehr zerfahren.

86. ManU wieder am Drücker, aber reicht die Zeit?

83. Evra geht, und jetzt kommt Giggs. Auch Pranjic für Olic.

80. Hurra, Giggsy kommt, jetzt geht’s lohos.

80. Dimitar Vizetov kommt, ist das ein schlechtes Omen?

78. Kann ManU noch einmal Geschwindigkeit aufnehmen? In der zweiten Halbzeit gab es vor allem Einzelaktionen.

76. Altintop für Robben. Feuer im Münchner Block, wie wär’s mit einer Stadionsperre?

74. 3-2 Robben nach Ecke Ribery, Volleyschuß ins lange Eck.

67. Lahm jetzt immer offensiver über rechts, aber Robben hat ManU bisher gut im Griff. – Gomez köpft knapp drüber.

65 1/2. Carrick verdaddelt Riesenchance, aus 8 Metern 8 Meter drüber.

65. Zwei Ecken für ManU, sie sind wieder da.

63. ManU nicht mehr so dynamisch, aber mit herzhafter Defensivarbeit.

59. Weltklassereflex von van der Saar nach Volleyschuß von Ribery von der Strafraumgrenze. Und die nächste Ecke für Bayern.

56. O’Shea gegen Robben, hoffentlich ist er schnell genug.

55. Rooney raus, O’Shea als Defensivspezialist rein.

55. Frustfoul von und Gelb für Bastuber. An Valencia.

53. Das sieht nach Abwehrschlacht aus. Entweder die Bayern mit dem Lucky Punch oder ManU mit dem Konter.

50. Rote Karte für Rafael nach einem Rupfer gegen Ribery. Eine sehr harte Entscheidung.

48. Bayern mit mehr Ballbesitz, und jetzt mit einer Ecke von links.

2. Halbzeit: Gomez für Müller, Bayern mit zwei echten Stürmern.

Halbzeit, ManU braucht noch zwei Tore, verwalten geht schief. Bayern als Team desolat, kann sich einmal mehr bei Löwenherz Olic bedanken.

45+1. Bayern macht Druck, arbeitet weiter an der Verabreitung des Nachspielzeittraumas.

45. Beckenbauer hat noch Hoffnung. 3 Minuten Nachspielzeit.

43. 3-1 Olic nach Kopfballvorlage Müller, erster guter Spielzug der Bayern.

41. 3-0 Nani, nach einem Einwurf auf rechts vernascht Rafael alle und paßt auf den völlig freien Nani quer durch den Strafraum.

39. Olic schön frei gespielt von Müller (!), aber van der Saar klärt perfekt.

37. Müller wirkt überspielt und überfordert, aber damit ist er nicht allein.

36. Ribery ohne Stich gegen Rafael (19), der gerade die Chance zum 3-0 versemmelt hat.

34. 4000 Bayern-Fans warten aufs Christkind – sehen jetzt die erste Flanke Robbens von der Grundlinie.

32. Bayern verteidigt jetzt besser, aber immer noch alptraumhafte Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung.

30. Gibson ist übrigens nordirischer Nationalspieler, kam mit 17 zu ManU. Die kaufen nicht nur ein, die bilden auch aus.

28. Gelb für van Bommel. ManU zieht sich zurück, lockt die Bayern und kontert dann in Höchstgeschwindigkeit.

26. Schweinsteigers Schuß aus 30 Metern geblockt, erste Aktion der Bayern mit Torbezug.

24. Schweinsteiger und van Bommel zumindest defensiv nicht völlig neben sich.

22. Rooney humpelt, Demichelis rumpelt.

20. Zeit zum Durchpusten, ManU hat einen Gang herunter geschaltet. Bayern kontrolliert den Mittelkreis.

18. Valencia macht mit Badstuber das, was Messi letztes Jahr mit Lell veranstaltet hat. Was er will.

16. Ecke für ManU von rechts. Rooney köpft den zweiten Ball drüber.

14. ManU gewinnt praktisch jedes Kopfballduell, ist laufstärker, wacher, schneller.

12. Lahm holt einen Freistoß am eigenen Strafraum raus.

10. Beckenbauer bilanziert: Es muss ein Ruck durch diese Mannschaft gehen. Bundespräsident war er ja noch nicht.

8. Die einzige Weltklassemannschaft südlich von Augsburg und nördlich von Pasching sucht noch ihre Form.

6. 2-0 Nani, Hackentrick aus kurzer Distanz nach scharfer Hereingabe von Valencia. Mach mir den Madjer.

3. 1-0 Gibson, ein schöner Konter über fünf Stationen, Butt erinnert ein wenig an Rensing in dieser Situation.

1. Anstoss für ManU, van Bommel nietet nach Ballverlust gleich mal Fletcher um.

ManU zaubert Rooney aus dem Hut, aber auch die Bayern lassen es krachen: Jancker für Klose, Breitner auf der Bank.

Hallo, liebe Fußballfans. Willkommen im Old Trafford Stadion in Manchester. Heute Abend wieder einmal Live-Twitter: ManU gegen Bayern.

Dreimal 2-1

Seit Jahren wollte ich diesen Kalauer schon mal machen, jetzt ist mir gestern Hansi Küpper auf Sat 1 zuvorgekommen: Standard Lüttich heißt so, weil sie bei Standardsituationen so gefährlich sind. Und nicht nur bei Standardsituationen. Dieser Lupfer-mit-Kopfball kurz vor Schluß wäre ein Tor wert gewesen. Das Rückspiel wird eine ganz heiße Nummer, wobei der HSV reichlich kassieren kann, s0 lange er nur reichlich trifft. Eine knappe 4-3 Niederlage und alle wären zufrieden. Außer vielleicht Bruno Labbadia, der sich ärgert, dass sein Team nach neun Monaten nicht spielt wie Barca, Inter und Arsenal zusammen.

Wolfsburg hat kurz vor knapp das kostbare Auswärtstor geschafft, wieder einmal war es Madlung. Der sieht zwar aus wie ein Grobmotoriker, wird aber chronisch unterschätzt, sogar von Magath, dem Talenteversteher, Juniorenentdecker, Hirnhexer. Angeblich sind englische Teams ja auswärts viel schwächer, aber die chronisch löchrige Abwehr der Wolfsburger wird eine Sternstunde brauchen. Einfacher noch, Dzeko schießt vier Tore, das könnte reichen.

Die Bayern haben mal wieder Revanche genommen für 1999. Wie beim Audi-Cup vergangenen Sommer. Ein Sieg für die Scheck Geschichtsbücher. Und im Rückspiel ManU ohne Rooney, Bayern ohne Rensing, es wird ganz eng. Warum Olic immer draußen sitzt, ist ein Rätsel, er war in Turin der entscheidende Mann, am Dienstag war er es wieder. Ob es da eine Stallorder gibt, Klose und Gomez spielen zu lassen. Von Löw?

Die europäischen Spiele sind spannend wie lange nicht, und die Europa League (warum nicht European Liga, das klingt doch viel internationaler) hat eine gute erste Saison. Platinis Reform hat gewirkt.