Manager Spiel 2012 – Die Nachlese

Seit einigen Tagen basteln sie wieder an ihren Aufstellungen, Die kicker-Managerinnen und Manager, die in Liga Eins, Zwei und Drei mittlerweile zahlreiche Varianten zur Auswahl haben. Ich werde mich wie in der Vorsaison auf Liga Eins beschränken. Einmal habe ich alle drei Ligen Classic und Interactiv gespielt und habe mich bei der Pflege meiner drei interactiven Startelfs völlig verzettelt. Wie im letzten Jahr werde ich mir auch diesmal erst einen Classic-Kader mit 15 Spielern zusammenstellen und diesen dann im Interactive erweitern.

Meine Bilanz der letzten Saison sieht gemischt aus. In der Classic-Variante kam ich mit 350 Punkten auf einen recht ordentlichen Platz 8802 von 123.487 Teilnehmern. Platz 1 (geteilt durch 18) ginge umgerechnet bis Platz 6860, also ein guter zweiter Platz in einem 18er-Feld. An den letzten drei Spieltagen verlor ich noch einmal 3000 Plätze. Hauptpunktelieferanten waren Reus (186), ter Stegen (86), Raul (77), Hanke (42), Holtby (30) und Wollscheid (26). Raul ist weg, die anderen haben preislich zum Teil kräftig angezogen. Reus als teuerster Spieler bleibt mit Sicherheit außen vor. Wenn er sich verletzt, ist ein Drittel des Etats futsch. Weniger erfreulich waren Rodnei (-55) und Feulner (-28), der vorher hochgelobte Mak ging mit einer schwarzen Null aus dem Rennen. Ihm wird erneut der Durchbruch prophezeit. Mal sehen.

In der Interactive-Variante fiel das Ergebnis mit 1148 Punkten und Platz 63.310 von 238.893 MitspielerInnen etwas durchwachsener aus. In einer 18er-Tabelle läge ich auf einem soliden fünften Platz, aber es war mehr drin. Von den weiteren Spieler waren Tiffert und Eichner wenig überzeugend, leider auch die in der Winterpause eingetauschten Pizarro (für Arnautovic) und Dante (für Rodnei).  Pizarro spielte von seinen 179 Punkten lediglich 38 für mich ein. Dante kam auf 127  Punkte insgesamt und brachte für mich nur 28. Hosogai war gut (87 ingesamt, 42 für mich), muss sich bei Bayer jetzt aber wieder hinten anstellen. Am 23. Spieltag hatte ich noch auf Platz 22633 gelegen (im 18er Feld Platz 2), danach ging es ziemlich fix bergab mit Abstürzen um 11000 und 12000 Plätze am 27. und 34. Spieltag. Die Champions League im letzten Saisondrittel verspielt. Kein Wunder, Reus war verletzt, Esswein, Hanke und ter Stegen schwächelten. Mit drei Absteigerspielern im Kader hätte es schlimmer kommen können. Vor allem Tifferts Leistungsverfall war eine böse Überraschung.

Schade, dass der kicker die in der  Winterpause weggetauschten Spieler in der Kaderübersicht nicht weiter ausweist. Dann könnte man noch besser sehen, ob es richtig war zu tauschen.

In der kommenden Saison werde ich erstmals in einer Liga von Interactive-Spielern dabei sein, dazu und zum neuen Kader mehr nach dem Saisonbeginn. Keine Bayern und keine Frankfurter, so viel sei verraten.

Das heimliche Endspiel

Gegen Italien, das wird ein heimliches Endspiel. Gegen Spanien und Portugal gab es schmerzhafte Niederlagen in der letzten Zeit, aber die Rivalität mit Italien geht bis 1970 zurück. Sieben Weltmeistertitel stinken am Donnerstag gegeneinander an. Ein Kreis schließt sich. 2006 hatte der Hurra-Fußball von Klinsis Rasselbande bereits im Viertelfinale gegen Argentinien seine Grenzen erreicht. Wenn Pekerman offensiv statt defensiv gewechselt hätte, hätte es da schon vorbei sein können. Ohne Riquelme landete Argentinien ins Elfmeterschießen, und wir alle wissen, was da passiert, wenn es nicht gerade gegen die Tschechoslowakei geht.

Gegen Italien war dann zurecht Ende Gelände für Schland. Es gab ein mutiges und herzhaftes Anrennen, irgendwann war der Stier müde und Torero Grosso setzte den entscheidenden Stich. Ähnlich taktisch ratlos ging die Sache 2008 und 2010 gegen Spanien aus. Und keiner war so richtig böse, weil das Zwischenziel: Nie mehr Rumpelfußball, längst erreicht war.

Es ist kein Zufall, dass vier Teams aus den Gruppen B und C im Halbfinale stehen. Das waren die spielstärksten Gruppen, wobei ich B noch für etwas ausgeglichener halte. Diesmal gab es kein Sommermärchen, sondern Lernerfolge zu bewundern. Das deutsche Team ist noch längst nicht am Limit, es ist taktisch reifer geworden. Die Leistungskurve zeigt nach oben. Mit Khedira, Özil, Hummels, Lahm, Neuer und Klose gibt es gleich sechs Spieler, die Weltklasse darstellen, nicht nur Ballack und Lehmann wie 2006.  Wer Gomez, Müller und Podolski auf die Bank setzt, wer es sich leisten kann, einen schwerfällig  schwächelnden Schweinsteiger* durchzuschleppen, der hat tatsächlich den besten Kader des Turniers. Ich finde, Kroos hätte eine Chance verdient. Er hat eine sehr gute Saison gespielt, kann gut aus der zweiten Reihe schießen und hat eine geringe Fehlpassquote. Oder Löw setzt auf totale Offensive. Die Abwehr wie immer, davor Podolski und Khedira, davor Reus, Özil, Müller, ganz vorne Klose. Podolski kann auch einen Achter spielen, er hat ja als hängender Zehner angefangen. Reus und er können links rochieren, Müller und Özil rechts. Müller hat immense Steherqualitäten, ist zweikampfstark und wird irgendwann im Lauf des Turniers auch wieder Glück haben. Voll auf Offensive hat mehr Erfolgsaussichten, als sich auf ein defensives Abnutzungsgeplänkel einzulassen. Klose kennt sich mit italienischen Abwehrreihen aus. Sechs Offensivkräfte, die geschickt rotieren, müssen die Italiener erst einmal in den Griff kriegen.

Und die Italiener? In dem grandiosen Film When We Were Kings über den Rumble in the Jungle Foreman gegen Ali sagt der Schauspieler Malick Bowens über Alis Strategie vollkommener Passivität in den ersten sechs Runden: „Muhammad Ali, he was like a sleeping elephant. You can do whatever you want around a sleeping elephant; whatever you want. But when he wakes up, he tramples everything.“ Italien hat das auch, diese aufreizende Passivität in großen Turnieren. Eigentlich sind sie sich zu fein für die Vorrunde. Es sei denn, es geht im ersten Spiel gegen Spanien. Dann sind die von Minute eins an voll da und bieten aus dem Stand eines der besten Spiele des Turniers. Gerne gehen sie im Vorfeld mit ihrem verrotteten Calcio ein wenig hausieren. Es erhöht das Überraschungsmoment. Alle denken, Italien sei am Ende. Seit 2500 Jahren denken alle, Italien sei so gut wie am Ende. Tolle Spieler haben sie auch: Buffon und Pirlo, Balotelli in his own sweet fucked-up little way. Und Italiener trampeln natürlich auch nicht. Wenn sie wollen, kommen sie 120 Minuten ohne Foul aus. Ihre Gegner erledigen sie ähnlich formvollendet wie ein venezianischer Kellner seine Gäste aus Texas oder Wanne-Eickel.

Einmal hat eine deutsche Mannschaft Italien aus dem Turnier gekegelt, 1996 in der Vorrunde. Köpke war damals bester Torwart der Welt, hielt einen Elfmeter und vereitelte ungefähr dreißig italienische Großchancen. 0-0 ging es aus, Italien fuhr mit dem italienischsten aller Ergebnisse nach Hause.

Aber gegen Italien in Normalform spielen ist wie mit einem Alligator ringen. Es ist immer brandgefährlich. Und es wird ein großes, ein unvergeßliches Spiel werden. Wie 2006, nur anders.

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Umzingelt von den gleichgeschalteten Medien

Der Jünter hat ja so recht. Gestern Abend rund um den Boxhagener Platz gab es keine einzige Kneipe, die sich dem Formierungsdruck hätte entziehen können und bei der Sky-Konferenz geblieben wäre. Es gab nur noch das Spitzenspiel mit Franz „Die Mumie“ Beckenbauer als Co-Kommentator. Also stürzten sich meine Kollegin, die Schalke-Fan ist, und ich in das gelb-schwarz-rote Getümmel. Es war tatsächlich ein gutes Spiel und es ist fraglich, ob gegen die sich stets listig-gezielt verstärkenden Borussen (Perisic, Leitner, Reus, Gündogan) in absehbarer Zeit an der Säbener Straße ein Kraut gewachsen sein wird. Man kann den Schalkern den Torwart abwerben und den Leverkusenern den Trainer, aber irgendwann stößt jedes Festgeldkonto an seine Grenzen.

Ein surreale Note erhielt der Abend immer dann, wenn ich beim kicker die anderen Zwischenstände checkte. Ich meine damit nicht, dass der HSV 4-0 in Hoffenheim auf die Glocke kriegt, das ist lediglich ein notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zu neuer europäischer Größe. Sagen Arnesen und Fink. Also keine Panik bitte, nicht immer alles schlecht reden. Ein Hamburger Stadtderby in der Relegation liegt in greifbarer Nähe.

Traumverloren waren vor allem die Zwischenstände aus Nürnberg, die ich behutsam an meine Begleiterin durchgab. Nicht nur gelang gegen die Freunde aus dem Pott den höchsten Saisonsieg. In ihren Kommentaren nach dem Spiel sprachen Dieter „Die neue Sachlichkeit“ Hecking und Huub „Sorgenfalte“ Stevens unisono davon, Nürnberg hätte sich in einen Rausch gespielt. Mit Rausch (Friedel) verbindet sich einer der bittersten Abstiege der ruhmreichen Geschichte, insofern freut diese Einschätzung doppelt, auch wenn ich an diesem Abend nicht einmal vor dem Bildschirm dabei sein konnte.

Es ist die besondere Qualität der Nürnberger unter Hecking und Bader und dem angenehm zurückhaltenden Präsidium, auch bei längeren Durststrecken nicht in Panik oder Larmoyanz zu verfallen. Ein Verein, der in seinen wilden Jahren Schalke und Köln locker den Rang an innerer Chaotik ablief, ist realitätstüchtig geworden, und spielt trotzdem keinen Verwaltungsfußball. Die Mannschaft ist immer in der Lage, auch mal gegen einen besser aufgestellten Verein ein richtig gutes Spiel rauszuhauen. Das 3-0 in Leverkusen, das 1-0 gegen Gladbach und jetzt das 4-1 gegen Königsblau. Nachdem am Montag im kicker ein längerer Bericht über Julian Schieber zu finden war, der zögert in Stuttgart seinen Vertrag zu unterschreiben, könnte ein wichtiger Neuzugang demnächst vielleicht schon vermeldet werden. Schieber wäre genau der spielintelligente Brecher, den Hecking für seine Dreieroffensive bräuchte. Wollscheids Abgang ist mit Nilsson, Maroh und Klose bereits präventiv abgefedert worden. Zumindest die durchwachsene Heimbilanz mit bisher nur sechs Siegen sollte in der nächsten Saison ausgebaut werden. Man muss ja nicht gleich wieder Pokalsieger werden.