Einmal Blinzeln und wieder sind drei Trainer weg

Unverschämtheit. Voll rücksichtslos, diese Personalpolitik. Was wird jetzt aus meinen wunderschönen Skibbe-Glossen? Plötzlich ist da jetzt dieser Daum und…Moment…vielleicht wendet sich ja doch alles zum Guten. Eine von  den Daum-Glossen im Archiv wird bestimmt noch verwertbar sein. Jetzt fehlen noch Bernd Schuster, Klaus Toppmöller, Jürgen Röber und natürlich Peter Neururer. Und für Lodda wird es auch langsam Zeit.

Der Mann von Real Unterhaching

Ich sage ja nicht, dass Wolfsburg für all die gloriosen Namen verantwortlich ist, aber wenn im Vorfeld Huub Stevens, Marco van Basten und Bernd Schuster gehandelt werden, und dann ein Trainer kommt, der mit Hessen Kassel, dem KSC und dem 1. FC Köln Mittelmaß auf allermittlerstem Niveau zustande gebracht hat, dann ist das schon ein kaltes Erwachen. Außerdem kenne ich jetzt gerade keinen Spieler, der es von Wolfsburgs Amateuren in die erste Mannschaft geschafft hätte. Der Kader wurde zusammen gekauft, durchaus auch sinnvoll zusammen gestellt, aber ein Leistungsnachweis ist dieser Nachwuchsmangel nicht wirklich. Gut, werden manche sagen, aber ist der Nachwuchs- oder Assistenztrainer nicht eigentlich immer ein Glücksgriff – Schaaf in Bremen, Götz bei Hertha, Babbel in Stuttgart, Löw beim DFB, Engels in Köln, Heinemann bei Bochum, den sie beim VfL alle nur Altbundespräsident rufen? Ist nicht Zachhuber bei Rostock die Glücksgriffflatrate schlechthin –  einmal verpflichtet, viermal gerettet?

Nachdem Köstner im kicker dafür gelobt wird, bei Schalkes 4-Minuten-Meisterschaft 2001 dabei gewesen zu sein – der Mann steht für dramatischen Fußball, nur seine Teams leider nicht – lassen wir sein Wirken einfach mal auf uns zukommen. Wie man sich zum Klassenerhalt mauert, hat er in Haching gezeigt, und Wolfsburg will ja vor allem weniger Gegentore. Wenn es am 34. Spieltag in der Konferenz allerdings heißt: „In Wolfsburg ist Schluß und die Spieler von Trainer Köstner fallen sich um den Hals. Aber in Berlin wird noch gespielt und eben hat Schiedsrichter Babak Rafati indirekten Freistoß im Strafraum der Bayern gepfiffen und Pal Dardai legt sich den Ball zurecht, während Rensing sich gegen die tief stehende Sonne zu orientieren versucht….“, dann könnte es wieder dramtisch werden, und der Club als abgestiegener Meister in der Hall of Shame kriegt vielleicht Gesellschaft. Wenn dann St.Pauli in der Relegation gegen Hoffenheim aufsteigt, dann würden sogar Traditionalisten Leverkusen als Meister verkraften.

Ein Kaninchen namens Soldo

Michael Meier ist ein Coup geglückt. Während die üblichen Verdächtigen auf das Trainerkarrussell aufsprangen, zauberte der Kölner Manager ein klassisches Kaninchen aus dem Zylinder: Zvonimir Soldo, im kicker als „Anti-Daum“ bezeichnet, könnte die Lösung für die dringend zu klärende Trainervakanz sein. Dazu noch Henke, ein Co-Trainer par excellence, ganz ohne Häme. Wie wichtig ein guter Co ist, sehen wir gerade am Tauziehen um Hermann zwischen Leverkusen und Nürnberg bzw. Heynckes und Oenning. Jeder, der nicht mehr bei Bayern ist, hat eine faire Chance für einen Neuanfang verdient.

Wenn es stimmt, dass die „Sechser“ sowieso überdurchschnittlich oft bereits als Spieler wie Trainer denken – Sammer und Schuster sind  prominente Belege für diese These – dann bringt Soldo eine Menge mit, was der FC gut brauchen kann. Zum Beispiel Bodenständigkeit als Gegengewicht zu chronisch überkandidelten Umfeld in der jecken Stadt. Oder taktische Akribie, um mit dem eng geplanten Kader weiter voran zu kommen. Soldo übrigens rechnet Fortschritt nicht nur in Tabellenplätzen, sondern auch in gewonnenen Heimspielen. Kurz vor Beginn der Rückrunde 2009 gab es hier eine kleine Diskussion, welche Ziele sich ein nichtabgestiegener Verein im Niemandsland der Tabelle setzen soll. Köln gehört auch in diese Kategorie: kein unmittelbarer Abstiegskandidat, aber angesichts der etablierten und finanzstarken Konkurrenz keine realistischen Chancen auf die ersten fünf Plätze. Soldo sagt: die Heimbilanz verbessern, damit die treuen Fans belohnt werden für ihre nimmermüde Unterstützung. Meier, der auch Geromel, Petit und Mohamad als erfolgreiche Transfers verbuchen kann, könnte mit Soldo seine Bilanz weiter verbessern, wobei der Königstransfer der von Podolski sein wird. Wenn der wie erhofft einschlägt, darf man von mehr als zehn Heimsiegen träumen.