Kahn auf Schalke

Das verspricht mindestens so viel Spass und Erfolg wie Stevens bei Hertha. Die aufmüpfigen Fans werden das Bayern-Urgestein spontan in ihr Herz schließen, der Novize wird den schwierigsten Verein der Liga aus dem Handgelenk in die Erfolgsspur zurückführen, Rudi Assauer wird dem Nachfolger auf seinem Thron mit liebevoller Kolportagekritik Tag für Tag den Rücken stärken. Was für ein Wahnsinn, diese Variante ernsthaft in Erwägung zu ziehen, so es denn stimmt, was gemunkelt wird. Wobei der kicker selten nur ins Blaue hinein Personalien verkündet. Mir hat es nicht gefallen, dass Müller entlassen wurde. Man schaue sich mal an, in welches Loch Bremen gefallen ist, als Rehhagel ging, das hat Jahre gedauert, bis der SVW diese Ära verdaut hatte. Müller hat den Übergang von Assauer nahtlos vollzogen, dass es mit der Meisterschaft nichts wurde, ist am allerwenigsten sein Fehler. Dass man bei Südamerikanern im Transfer mal daneben greift, ist schon jedem Verein passiert, selbst Leverkusen, die überdurchschnittlich viel Erfolg mit Südamerikanern haben. Außerdem spielt Farfan kein schlechtes erstes Jahr. Der einzige Mißgriff war in meinen Augen Streit, aber nicht als Transfer, sondern als Bankdrücker. Streit hätte phantatisch zu Schalke gepaßt, eine Art Jermaine Jones, der auch Außenristpässe spielen kann, ein Charakterkopf, der auch mal das Maul aufmacht. Wie Jones, wie Asamoah, wie Wilmots, Höwedes… Aber selbst wenn Müllers Entlassung richtig war, hätte man sich vorher konkrete Gedanken über die Nachfolge machen müssen. Magath ist als Kandidat wesentlich interessanter als Kahn. Dieter Hoeneß ist demnächst zu haben, oder vielleicht Bernd Schuster. Als Sportlicher Direktor könnte er den ruhigen königsblauen Trott der letzten Jahre etwas aufpeppen, dazu Lothar Matthäus als Trainer, wuahahahaharhar.

So sehn Sieger aus, shalalala…

Stuttgart, Schalke, Wolfsburg, Cottbus, Bayern und der KSC haben alle Big Points gemacht an diesem Wochenende. Und alle treten auf der Stelle, was die selbst gesetzten Ziele angeht. Bayern ist jetzt wieder Hoffenheim-Jäger Nummer Eins. Rangnicks Team ließ sich auch durch den nicht gegebenen Elfmeter nicht beirren und holte einen späten Punkt bei den bitter enttäuschten Gladbachern. Mal sehen, ob Hildebrand im dritten Spiel neunzig Minuten auf dem Platz stehen wird. Mit ihm hätten sie wohl gewonnen, das Tor von Baumjohann klang im Radio sehr nach Torwartfehler. Schalke und Wolfsburg und vor allem Stuttgart schleichen sich an. Schalkes schmutziges kleines 1-0 gegen Bremen war noch nicht die Trendwende, aber es sind die engen Spiele mit dem Rücken zur Wand, die eine Saison entscheiden. Obwohl ich früher auf Ernst große Stücke hielt, finde ich seinen Weggang nicht verkehrt. Im defensiven Mittelfeld ist kein Mangel. Und Engelaar kommt noch. Ich habe am Wochenende „The Straight Story“ von David Lynch gesehen, Geschwindigkeit ist nicht alles. Engelaar ist halt mehr ein Rasenmäher und kein Aston Martin, aber zuverlässig. Den Umgang mit Lövenkrands und Streit allerdings habe ich von vorne bis hinten nicht verstanden. Gerade Streit bei den Standards hätte man gut brauchen können. Bordon gegen Höwedes zu tauschen im Winter beim Manger-Spiel war eine gute Entscheidung, aber der Handbruch ist natürlich bitter. Stuttgart kommt langsam ins Laufen, sie haben den psychologischen Vorteil, unlängst Meister geworden zu sein. Keiner hat sie auf der Rechnung. Und bis auf Veh und Meira ist die Mannschaft zusammen geblieben. Leverkusen merkt wieder einmal, dass Sympathiepunkte nicht für Platz fünf reichen. Eine solche Niederlage im ersten Spiel im Zwischenheimstadion ist naürlich Gift für die zarte Fußballerseele. Wolfsburg punktet zu Hause wie ein Uhrwerk, bei denen wirkt auswärts das 2:4 in München noch nach. Hat Hertha Punkte verschenkt in Bielefeld? Es gab Jahre, da haben sie sich dort schon dümmer angestellt. Und ohne Pantelic geht es eben nicht. Am Ende bleibt er doch noch. Nach sieben Heimsiegen in Folge kommen jetzt die Bayern. Die haben trotz Abseitstor und Chancenschlamperei verdient gegen den BVB gewonnen, der mit Leidenschaft, aber planlos dagegen hielt, und seine Konter nicht ausspielte. Phillip Prince Boa and the Tengclub ist ein Gewinn,  für den BVB und für die Bundesliga. War das jetzt die Wende im Meisterschaftsrennen? Es gab schon Jahre, da hatte Bayern nach einem solchen Spieltag zwei Punkte Vorsprung auf den Zweiten und nicht einen Punkt Rückstand auf den Ersten. Und schickte den BVB 4-0 nach Hause. Cottbus und der KSC landen wichtige Siege nach Bielefeld in Bremen vor einer Woche und alle unten rücken näher zusammen. Cottbus war spielerisch deutlich überlegen, es war kein Sieg mit Hängen und Würgen.  Die größte Überraschung waren die drei Stürmer-Tore beim KSC. Plötzlich steht da eine völlig andere Mannschaft auf dem Platz. Und die Badener wittern Morgenluft.