Der mit der Eckfahne tanzt

Wußte gar nicht, dass Manuel Neuer auch da war, damals gegen Unterhaching. Aber war ja auch ganz schön voll. Das hat er fein gemacht, mit der Eckfahne. Und so ein lakonisches einsnull nach Standardsituation ist doch viel schöner als eine Gala. Durchschnitt reicht im Moment gegen die Bayern, so lautet die Botschaft. Jetzt kommt Leverkusen, die Mannschaft, gegen die sogar der KSC gewinnt. Das wird schwierig. Und spannend. Und am Ende wird Schalke vielleicht sogar Fünfter. Schönes Ding.

Herr Wieland vom Königsblog schreibt zu Marcel Reif, dem Außendienstmitarbeiter des FC Bayern auf Premiere:

„Insbesondere auch, weil zu triumphieren dann besonders viel Spaß macht, wenn man 93 Minuten lang parteiisches Geblubber ertragen musste. Was Marcel Reif für Premiere leistet ist ein Hohn. Sein Kommentar ist aller FC Bayern-TV-Ehren wert. Und es ist sicher kein Zufall, dass der Mann in einem Werbefilmchen gemeinsam mit Franz Beckenbauer und Luca Toni herumspaßt. In seinen Augen ist der FC Bayern das Maß aller Dinge, also braucht es einen Kommentar aus Sicht derer. Nun aber wird es Zeit, dass sich Herr Reif einem anderen Leitbild zuwendet. Schalke sei dank.“

Diagonal – Vertikal – DFB-Pokal

Heute Abend wird es wieder richtig spannend: Verliert Leverkusen schon gegen Mainz oder erst in Berlin? Ich bin ein wenig unzufrieden mit dieser blutjungen, mitreißenden Mannschaft und ihrer blutjungen, mitreißenden Nierlagenserie. Jedes Mal, wenn ein Leverkusener Spieler im Interview sinngemäß sagt: Wir können um die Meisterschaft mitspielen, ist der Absturz beschlossene Sache. Selbst schuld, könnte man da sagen. Selbst schuld, wer einen Trainer aus Fürth verpflichtet, wo Vierter werden Nationalsport ist. Fliegt Bayer heute raus, dann sind sie quasi auch wieder Vierter und die alte fränkische Fußballweisheit kommt zu ihrem Recht: Lieber Fünfter als Fürther.

Mainz tritt auf der Stelle in der Liga, was die Fürther Hoffnungen auf Platz drei nährt. Es wird ihnen bestimmt entgegen kommen, dass sie heute nicht das Spiel machen müssen, sondern einfach einen prächtigen Fight abliefern können. Und mit 10000 fanatisierten Fans in der Düsseldorfer Armageddon-Arena ist alles möglich. Käme Mainz ins Endspiel, wäre Andersen in seinem ersten Jahr erfolgreicher als Klopp. Kann man das so sagen? Pokalfinale vs. Aufstieg? Wahrscheinlich nicht. Aber Andersen hat trotzdem eine tolle erste Saison. Und Mainz wäre in der Europaliga dabei, wenn der Finalgegner HSV hieße.

Oben schlägt unten – UEFA heißt jetzt Fischcup

Alle Mannschaften der ersten Tabellenhälfte bis auf Hoffenheim und Leverkusen haben an diesem Wochenende gewonnen. Rangnicks und Labbadias Spieler werden sich die Champions-League-Radieschen von unten ansehen müssen. Leverkusen verlor gegen den weiterhin entschlossen, wenn auch nicht überzeugend spielendenTabellenführer (knackt Grafite die 30 Tore noch?), Frankfurt verschaffte sich Luft gegen Gladbach. Ansonsten im Duell oben gegen unten nur Siege der Mannschaften, die oben stehen. Unglaublich, dieser Luca Toni. Aber das zeichnet ihn aus, dass er gegen eine Weltklassemannschaft wie Bielefeld jederzeit sein Tor machen kann. Am nächsten Wochenende geht es nach den dankbaren Gegnern Eintracht und Arminia für die Bayern wieder zur Sache. Ich hoffe, die Schalker stürmen in München, und Kuranyi macht gegen seinen Lieblingstrainer sein bestes Saisonspiel. Die Königsblauen haben nichts zu verlieren, so lange alle anderen gewinnen. Hertha könnte in Hoffenheim ins Meisterrennen zurückkehren, Dortmund den dauergestressten HSV stoppen, und Cottbus die Wolfsburger niederringen. Dann hieße der heimliche Sieger Stuttgart, das immer besser in Fahrt kommt. Nebenbei: Jürgen Klopp schafft es wirklich, seine Spieler besser zu machen. Valdez hat jetzt schon sechs Tore, das ist ein Quantensprung.

Der UEFA-Cup am Donnerstag war richtig prima. Manchester City spielte mit Leidenschaft und war in beiden Partien ein ansehnlicher Gegner. Der Unterschied war, dass er HSV im Moment immer in der Lage ist, ein Tor zu machen und dass Rost (ähnlich wie Lehmann in Stuttgart) als alter Sack der entscheidende Rückhalt in den engen Spielen ist. Diesen Erfahrungsvorteil hat bei den Feldspielern nur der Sechser (Frings, Soldo, Galasek), der das Spiel lesen kann.

Bremen kam in Udine zurück, im UEFA-Cup zeigt sich, wie die Mannschaft durch die permanenten Nasenstüber in der CL an Statur gewonnen hat. Ich sehe den HSV wegen des Rückspiels zuhause leicht im Vorteil, allerdings sollte der Bremer Auftritt gegen Hertha kein Maßstab sein. Die zweite Halbzeit war fade und halbherzig, und wir alle wissen, dass dieses sich Schonen für die wichtigen Spiele auch nach hinten losgehen kann. Berlin gewann verdient und mit zwei schönen Toren, die nicht von Voronin und Pantelic erzielt wurden. Wieder ein Sieg für Favre in der internen Hackordnung, die anima candida im Berliner Irrenhaus.

Es ist alles wahnsinnig eng. Nehmen wir an, die ersten drei verlieren am kommenden Wochenende und Stuttgart und Hertha gewinnen, dann sind es zwischen eins und fünf gerade mal drei Punkte. Ein Wimpernschlag, ein Schluckauf, kann die Meisterschaft entscheiden.

Noch enger geht es in der zweiten Liga zu. Nürnberg ist auf Platz zwei, aber Platz fünf ist nur ein Unentschieden weit weg. Und am 10. Mai ist das Derby gegen Fürth, die sich in Wehen ins Aufstiegsrennen zurückgezittert haben.