Dortmund und Leverkusen – neue Trainer, neues Glück

Es ist lange her,  dass mir die Spielweise von Borussia Dortmund gefallen hat. Aber das Spiel in Udine hat mich beeindruckt. Und das frühe Ausscheiden tat irgendwie wohl.  Jedenfalls, Jürgen Klopp ist nicht nur der sexieste Dreitagesbartträger seit dem Tod von Yassir Arafat, er hat  es geschafft, den Lullis in schwarzgelb wieder Leben einzuhauchen. Fragt sich nur, ob die Bayern Hummels vorsichtshalber zurückholen und auf die Bank  – die Bad Bank der Bundesliga – setzen. Wäre ja noch schöner, wenn gute Spieler einfach frei herumlaufen. Dabei ist Subotic die bessere Hälfte des Kinderriegels, torgefährlich und richtig selbstbewußt. Bis man so selbstbewußt sein darf, muss man bei Bayern dreißig werden. Sofern sich Klopp und Frei in den taktischen Details einig werden, werden sie in der Rückrunde weiter nach oben kommen. Der großartige Frei könnte sogar den Heiligen Chappi vergessen machen, wenn er gesund bleibt.

Soll ich jetzt sagen, dass Labbadia Vierter wird, weil er aus Fürth kam? Oder dass Leverkusen Meister wird, weil Schnix zurückkehrt? Oder dass es gerade richtig in ist, mit Kießling und Helmes Doppelinterviews zu führen (SportBild, kicker)? Bayer fehlen immer noch die Steherqualitäten der CL-Elf unter Toppmöller. Das war eine tolle Mannschaft, dreimal Vize hin oder her. Hat Updike vielleicht den Nobelpreis bekommen? Oder Dieter Bohlen den Grand Prix Eurovision gewonnen?  Auch Bayer wird es nicht schaffen mit dem Meistertitel, aber mit dieser jungen Mannschaft Platz fünf zu halten, wäre bei der dichten Konkurrenz eine gute Leistung.

Meanwhile, in a totally different DFB-Pokal +++ Fehleinkauf Farfan schießt Krisen-Schalker zum Dusel-Sieg über den Viertelfinalisten der Herzen +++ Stuttgart verlangt dem FC Bayern 58 Minuten lang alles ab +++ Mainz bleibt Mainz bleibt drin bleibt dran +++ Aua, aua – Löwen kommen gegen Prügel-Olic mit weiß-blauem Auge davon +++

Schalke und Bremen – die Krise als Schanggse

Eigentlich die Krise als Krise. Beiden Vereinen traue ich in der Rückrunde eher eine mäßige Verschlechterung als die große Aufholjagd zu. Bei Bremen ist die innere Mitte verloren gegangen, nicht nur, weil Diego schwächelt. Dass man ihn nicht zu den Olympischen Spielen lassen wollte, ist mir unverständlich. Ist denn den ehemaligen Sportlern Allofs und Schaaf jeglicher Instinkt für die Bedeutung dieses Ereignisses abhanden gekommen? Gut, es steht nicht im Vertrag, ja, Diego verpaßte die Vorbereitung, aber trotz Dopings und Werbeträger für ein undemokratisches Regime – Olympia ist die ganz große Sause. Da sollte man auch als Nichtrheinländer jönne könne. Dass Özil sich so toll entwickelt, macht Diegos Schwäche weniger schlimm, aber wie gut könnte Werder spielen, wenn beide in Topform wären. Selbst ein Sieg gegen einen griechischen Verein wäre theoretisch denkbar.

Özils Weggang ist ein kleiner Baustein in der merkwürdigen Transferpolitik der Schalker. Offenkundig gibt es keinen Spielmacher, der für sie gut genug wäre. Lincoln, Özil, Rakitic werden alle soft weggemobbt. Vielleicht brauchen sie keinen. Die Eurofighter hatten keinen Zehner, sondern ein Kampfschwein. Das spräche für Jones hinter den Spitzen. Wenn sie welche hätten. Ich meine mich zu erinnern, dass Lövenkrands und Kuranyi eine Hinrunde lang ziemlich kongenial zusammenwirkten und frage mich, warum der laufstarke Däne keine Chance mehr bekam. Auch so eine merkwürdige Personalie. Dazu die Ignoranz gegenüber Streit, der hervorragend zu Schalke paßt, das alljährliche Zurückstufen von Asamoah und die ganzen halbgaren Verpflichtungen: Sanchez, Ze Roberto, Großmüller. Die Schalker Tragik heißt Rangnick. Müller hätte ihn gerne behalten, hatte aber dafür nicht genug Standing, als Assauer sein Mütchen an RR kühlen wollte. Da kann man nur Glück auf wünschen. Glück auf Platz neun vermutlich.

Stuttgart und Wolfsburg – Geheimtipps auf der Lauer

Zehn und neun Punkte Rückstand auf Platz eins, also keine Meisterschaftsfavoriten. Oder doch, in dieser Saison der flachen Hierarchien? Wie viele Punkte lag Stuttgart im Meisterjahr zurück? Beide Vereine haben sowohl die berüchtigte Luft nach oben als auch die Luft für oben. Babbel ist ein Glücksgriff für Stuttgart, ich bin hin- und hergerissen, was seine Lizenzierung angeht. Einerseits verstehe ich, dass der DFB den Fußballlehrer stark machen möchte. Die Zeiten, dass jemand dieses Spiel ausschließlich mit Waldmeister-Charisma bzw. Weltmeister-Brause vermitteln konnte, sind vorbei. Jeder italienische Spieler erzählt von der aufwändigeren Taktikschulung auf dem Appenin, während hierzulande zu oft der alte Stiefel gespielt wird.  Schwächen im räumlichen Denken des Übungsleiters werden mit Appellen an die Ehre der Spieler kompensiert. Andererseits ist Sammer mit seinem ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklungsprogramm für alles, was mit einem DFB-Leibchen durchs Leben geht, extrem nervig. Der deutsche Nationalspieler der Zukunft soll eine Mischung aus Aragorn und Mutter Teresa sein, aber beidfüßig bitteschön. Der deutsche Fußballlehrer  übernimmt laktatkräftig Verantwortung und weiß, dass elf eine Primzahl ist. Also muss der lizenzlose, aber begabte Babbel ein Exempel an sich statuieren lassen. Die Idee von Jens Lehmann, dass fünf Jahre unter Arsène Wenger so gut sind wie eine Ausbildung beim DFB, hat Charme. Aber was macht der arme Wicht, der das Pech hatte, unter Kevin Keegan zu spielen? Wird bei dem die Ausbildungszeit sogleich verdoppelt? Stuttgart hat ein Riesenpotenzial, einen Ausnahmestürmer und den erfahrensten Torwart Europas. Da geht noch was.

Vor ein paar Jahren beschwerte sich Christoph Biermann über die Lieblosigkeit, die Wolfsburg allenthalben entgegenschlägt. Kurz darauf entschieden zwei Tore des Jokers Makiadi den Abstiegskrimi und heute pirschen sich die Wölfe ganz vorsichtig an die Spitze heran. Welch überragende Position Magath im Verein hat, zeigt nicht nur seine Doppelfunktion als Trainer und Manager. Dass die ehrgeizigen VW-Manager nicht mal leise murren über Platz neun ist erstaunlich. Wolfsburg könnte ohne weiteres in den UEFA-Cup kommen, wenn es zweizunulls bei Bayern nicht einfach aus der Hand gäbe. Grafite ist bemerkenswert, ebenso wie Misimovic. Schwachpunkt ist die Angst vor der eigenen Courage, aber das Bayern-Gen hält der aufgeklärte Saarländer Magath wohl eher für alpenländische Folklore. Einen Psycho-Wolpertinger sozusagen. Wolfsburg gebührt schon deshalb ein Fleißbienchen, weil sich kein Spieler entblödet, die eigenen Fans als „die besten der Liga“ zu titulieren.

Und noch ein Geheimtipp: Am 29. Januar um 21 Uhr startet das ZDF den Dreiteiler Die Wölfe. Das Doku-Drama erzählt die Geschichte einer Jugendbande, die sich im Berlin zur Zeit der Luftbrücke findet. Der Mauerbau trennt die Freunde 1961, fast dreißig Jahre später begegnen sie sich wieder. Der hier tätige Chronist für Ballsportart ist Autor des Buchs zum Film. Oben rechts in diesem Blog ist das Gesicht eines Jugendlichen zu sehen (nicht der Pinguin und nicht der Panda), hinter dem sich der Link zum Buch verbirgt. Begründet wird die Freundschaft 1948 mit einem Fußballspiel um fünf Tafeln Schokolade.  Teil 2 und Teil 3 werden am Montag, 2., und Dienstag, 3. Februar 2009, jeweils 20:15 Uhr zu sehen sein.