Es wird nicht reichen

Es wird nicht reichen, immer nur gegen die Mannschaften zu punkten, gegen die der Club mehr als zehn Jahre nicht gewinnen konnte. Trotzdem ist das 2:0 gegen die senfgelben Gurken des BVB fast genauso schön wie das 5:1 gegen Eintracht Frankfurt. Beinahe schon eine Statistik: Wenn Charisteas trifft, gewinnt Nürnberg. Auffällig auch, dass der  sehr fleißige Adler Reinhardt auf links zu beflügeln scheint (Pärchen- statt Rudelbildung) und dass Engelhardt, wenn wohl auch mit Meyer zeitweilig im Clinch, ein gewisses Maß an Ruhe reinbringt, welches zum Beispiel gegen fucking Bielefeld gefehlt hat. Wohl kein Zufall, dass in Engelhardts erstem Spiel von Anfang an seit dem 0:2 gegen Karlsruhe am ersten Spieltag der Club erstmals zu Null gewann. Ein Dreier in Meiderich am Sonntag, und man wäre wieder im Geschäft. Aber der MSV wird eine ganz andere Leistung abliefern als die europäische Spitzenmannschaft in spe des heutigen Abends.
Vor einem Jahr hatte der Club 18 Punkte, ebenfalls erst drei Siege, aber sechs Unentschieden mehr und sechs Niederlagen weniger.

Weitere Bigpointer des Wochenendes waren die Stuttgarter, die, nachdem sie die blöde Champions League los sind, immer besser in Tritt kommen und noch richtig fett um die Meisterschaft mitspielen werden. Auch die königsblauen Streetfighter aus Gelsenkirchen-Buer mit Kevin, dem Kampfschwein an der Spitze und die Bochumer sind gut in die letzten vier Runden vor der Winterpause gestartet. Den dritten Auswärtssieg des Wochenendes, an dem es keine Unentschieden gab, markierten die Bremer, schmucklos und ein bißchen glücklich in Cottbus. Letzte Saison quälten sie sich dort noch zu einem 0:0.

Kommentare zu “Es wird nicht reichen” (6)

robinho
25.11.2007

Lieber Rob Alef,
der fleißige Adler hat mit Reinhardt auf der rechten Seite gespielt. Die Aufstellung von Engelhardt befürworte ich auch. Vor allem weil er ballsicherer ist als die sonstigen Alternativen (z.B. der unsägliche Schmidt). Richtig erkannt! Sollte der Meyer Hans noch dazu übergehen seine Innenverteidiger statt in Manndeckung (Wolf wieder nur gegen Klimowicz, Beauchamp gegen Petric) im Raum agieren zu lassen, ist mir um den Club nicht bange! Viele Gegentore sind eben gefallen weil irgendein Innenverteidiger aus der tornahen Zone rausgezogen wurde.

Rob Alef
26.11.2007

Hallo Robinho,

natürlich Adler/Reinhardt über rechts, werch ein Illtum. Das kommt davon, dass Reinhardt zweimal links spielen mußte in den letzten Wochen. Schmidt finde ich für einen 22jährigen, der neu in eine krisengeschüttelte Mannschaft kommt, gar nicht schlecht, aber Engelhardt ist natürlich ein anderes Kaliber – außerdem immer torgefährlich. Das mit der Innenverteidigung habe ich in der Premierekonferenz nicht richtig mitbekommen. Mir war wichtig, dass sie dreißig Meter vor dem eigenen Tor konsequent angegriffen haben, und zwar alle. Ganz am Anfang war sich Meyer nicht zu schade, olle Cantaluppi Libero spielen zu lassen, weil’s am Sichersten war. Heute mußte es mal wieder Manndeckung sein.

Bin gepannt, ob der Club noch einen neuen Innenverteidiger holt im Winter. Beauchamp kostet immer ein bißchen Nerven, wobei er bei den zwei kniffligen Szenen gegen Petric sehr behutsam zu Werke gegangen ist, beinahe schon italienisch.

Jan-Ingwer Callsen-Bracker zum Beispiel ist schnell, taktisch versiert und macht bei Leverkusen keine Schnitte im Moment. Der wäre mir wesentlich lieber als Ismael. Huth fände ich auch noch toll. Wenn Meyer Wolf das Fußballspielen beibringen kann, dann auch Huth.

Flankengott
26.11.2007

hallo rob.
wozu wird es nicht reichen? für den klassenerhalt wohl allemal, denn dass sich we-have-to-endlich-ma-absteigen-bielefeld und das team von victor-hat-seine-besten-zeiten-hinter-sich-agali noch hinter die franken schieben werden, ist doch wohl klar. ebenso klar, dass die partnerstadt gelsenkirchens mit dem unbestritten schönsten stadionnamen und die meidericher dort nicht mehr wegkommen.
anderes thema: seit jahren frage ich mich, ob gerald asamoah eigentlich ein guter spieler ist. berufungen in die nationalmannschaft und auch die lange verweildauer auf schalke legen die vermutung nahe. das gegenteil könnte man ob der legendären harmlosigkeit eines offensivspielers vor dem tor (ausnahme der hackentreffer gegen unterhaching an einem legendären letzten spieltag) annehmen. bleibt die berüchtigte stärke im zweikampf, der bei einem körperlich so präsenten spieler verblüffend häufig auf dem rasen liegend endet. qualitäten als passgeber bzw. spielmacher haben sich mir noch nicht aufgedrängt, andererseits ist er einfach unglaublich sympathisch und wahrscheinlich für die gute stimmung einer mannschaft sehr wertvoll. bleibt die frage: ist er ein guter spieler?

Rob Alef
27.11.2007

“Es wird nicht reichen”, sollte subtil andeuten, dass der Club mindestens einmal gegen alle gewonnen hat in den letzten 18 Monaten bis auf eben Frankfurt und Dortmund und Bielefeld.

Und Gerald Asamoah? Klar ist er ein guter Spieler. Er ist toll. Ich erinnere mich an ein weiteres sehr schönes Tor beim 3:2 gegen die Bayern 2000, das 2:2. Als Marc Wilmots noch das Kampfschwein war, ging es bei Schalke nur über die Physis. Asamoah ist der letzte, der dem Anforderungsprofil des alten Eurofighters entspricht. Ich finde, er spielt ein bißchen wie Hans-Peter Briegel, was manchmal ganz nützlich sein kann. Insgesamt ist das Schalker Spiel feinsinniger und ökonomischer geworden mit Pander, Bajramovic, Rakitic, Özil, Bordon und Kuranyi. Lincoln fehlt kein bißchen. Dass Asa kein Knipser ist, stört nicht wirklich, eher dass er über außen kommen muß. Als Brecher und Ballverteiler, als einer der die Abwehrreihen müde spielt, könnte er eine ähnliche Rolle spielen wie Schroth beim Club. Wenig Tore, sehr wichtig. Das Problem ist, dass Schalke mit Kuranyi einen Mittelstürmer hat, der auch ein Knipser ist. Der wird im Dreiersturm nicht über außen kommen. So wenig wie Knipser Charisteas über außen kommen wird.

Schalke sollte Asamoahs Vertrag unbedingt verlängern. Er ist wenig verletzt, spielt auf rechts alles solide, wenn auch nicht überragend, und wird langsam, aber sicher immer torgefährlicher mit der zunehmenden Erfahrung.

In dieser Saison hat Asa das 3:0 gegen Dortmund gemacht (6 Minuten vor dem 3:1), das 2:0 gegen Bielefeld kurz nach Wiederanpfiff und das 1:1 gegen Rostock. Dazu kommen zwei Assists. Das ist nicht berauschend, aber solide, wie gesagt. Lövenkrands und Kuranyi haben in der letzten Saison zum Teil traumhaft kombiniert, aber Lövenkrands ist nun auch nicht gerade der geborene Knipser.

Vielleicht kann Slomka Asamoah zum Sechser umschulen, mit Ernst zusammen wäre das ein sagenhaftes defensives Mittelfeld. Und dann wäre er mit sechs Toren im Jahr plötzlich eminent torgefährlich.

Dass er ein sehr angenehmer Zeitgenosse und ein unerschrockener Vorkämpfer gegen Rassismus ist, war nicht die Frage. Aber ich erwähne es gerne.

Flankengott
27.11.2007

ein plädoyer wie ein peitschenschlag – alle achtung. und ich lasse mich gerne überzeugen. bin aber nach wie vor skeptisch, ob die ähnlichkeit mit hans-peter briegel oder das profil eines eurofighters heutzutage noch dauerhaft pluspunkte bringt. ein stürmertyp wie gerd müller hätte es trotz torgefährlichkeit aktuell wohl auch recht schwer, in die stammformation seiner mannschaft zu gelangen. die umschulung zum sechser klingt interessant, aber was macht der nette herr slomka dann mit jones? der gefällt mit ehrlich gesagt neben ernst hervorragend – und einen gewissen kampfgeist kann man auch dem nicht absprechen. deine meinung zu lincoln teile ich allerdings voll und vor allem gerne. er wird mir immer als der spieler mit dem dämlichsten no-look-pass aller zeiten in erinnerung bleiben.
wie wäre es mal mit einem separaten eintrag über den besten neuzugang der letzten, sagen wir mal zehn, jahre?

Florian
29.11.2007

Am Sonntag würde es erstmal wieder reichen gegen ein Team zu gewinnen, dass man in deren Stadion zuletzt vor langer Zeit gewonnen hat, genauer gesagt vor 42 Jahren. Hält man die Serie des Serienreißens dann gibt’s an der Wedau in Stadion, das mal nach ihr benannt war, drei Punkte.

Bin Deiner Meinung was Schmidt angeht. Für mich ist er auch nicht unsäglich, sondern einfach nur jung und damit anfälliger für Fehler und Formschwankungen (die IMO allgemein das Problem in der (zu?) jungen Abwehr sind). Natürlich ist ein Engelhardt in guter Form mehr zu gebrauchen.

30 mal wertvoller Sekundenschlaf

1 Mal wieder die alten Falco-Platten rausgekramt. War schon eine verwegene Zeit damals.

2 Die Leute fingen an darüber zu reden, wie wild und gefährlich sie lebten.
3 Wer sonst nichts wußte, schrieb sicherheitshalber eine Liste.

4 Focus macht das heute noch so.

5 Damals war Helmut Markwort beim Gong.

6 Aber auch die meisten anderen Publikationen waren wild und gefährlich.

7 Bayern wurde sechsmal Deutscher Meister.

8 Angela Merkel ließ sich scheiden.

9 Thomas Häßler wurde Fußballer des Jahres.

10 Was die DDR damals wirklich gebraucht hätte: Eine bewaffnete Befreiungsbewegung aus den Reihen der FDJ.

11 Eine Blaue Armee Fraktion.

12 Gesponsort von der Allianz.

13 Aber hinterher ist man immer schlauer.

14 Wer A sagt, muß auch Ngela sagen.

15 Ngorongoro ist auch ein Wort, das mit Ng anfängt.

16 Der Ngorongoro ist 26.400 Hektar groß, die Ngela nur 1,76.

17 Thomas Häßler sogar nur 1,66.

18 Aber Thomas Häßler ist auch im Wedding aufgewachsen. Da war die Versorgungslage noch schlechter als in der DDR.

19 Seit es im Wedding genügend McDonald’s gibt, sind die Menschen dort alle normal groß.

20 So eine Liste hat eine innere Logik, die nicht von der Hand zu weisen ist.

21 Nur Bernhard Grzimek hat nichts mit dem Wedding zu tun.
22 Aber er wurde auf eigenen Wunsch am Rande des Ngrongoro beerdigt.

23 Damals gab es im Westen schon die Reisefreiheit.

24 Und “Rock me Amadeus” von Falco war der erste und einzige deutschprachige Numberonehit in den USA.

25 Dabei können Österreicher doch gar kein Deutsch.

26 Auf den flüchtigen Betrachter wirkt es unglaublich eindrucksvoll.
27 Wenn man eine Plattitüde in der Mitte auseinander schneidet.
28 Außerdem hat man dann schon wieder eine Nummer abgearbeitet auf seiner Liste.

29 Wenn wir die Achtziger nicht hinter uns lassen, sind wir gezwungen, sie noch einmal zu verarbeiten.

30 Und dann Gnade uns Gottschalk.

Her mit den kleinen Engländern

Der kicker hatte am Montag einen recht reißerischen Artikel über “reiche englische Clubs”, die deutsche Nachwuchstalente “wegkaufen”, ilustriert mit einer Heuschrecke, voll witzisch.

Erstaunlicherweise war kein einziger Torhüter auf der Liste der verlorenen Söhne. Eigentlich sollten die Scouts jeden deutschen F-Jugendlichen, der einen Ball fangen kann, sofort auf die Insel locken, mit einem Jahresgehalt ab einer Million Euro pro Lebensjahr Minimum. Dann sollten die Eltern und das gesamte soziale Umfeld sowie der Welttorhüter des Jahres 2025 selbst behutsam auf die Vorteile einer englischen Staatsbürgerschaft vorbereitet werden, als da wären lustiges Königshaus, lustiges Wetter, lustiger Fußball und lustiger Humor. Außerdem hat man als Engländer den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Andererseits hat man dann auch die Frauenkirche bombardiert. Gut, lassen wir den Zweiten Weltkrieg als Standortvorteil weg. Trotzdem, jede Menge Argumente. Nicht zuletzt die absolute Konkurrenzlosigkeit auf der Position des Torhüters. Kein Gehickehacke, wer jetzt dem Enke sein Rensing sein darf. Ich bin der Torwart, aber du kannst Gott zu mir sagen.

Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Tomislav Piplica hat tatsächlich einen kleinen Sohn in der F-Jugend von Energie-Cottbus, bisher noch ohne jedes Länderspiel. Da heißt es zugreifen, die WM-Qualifikation steht bald an. Die für 2026.

Kommentare zu “Her mit den kleinen Engländern” (5)

kurtspaeter
23.11.2007

Sie liegen falsch. Die Herren Zieler und Heimann sind als Torhüter auf der Liste und auf der Insel.

Rob Alef
23.11.2007

Gut, ein klassischer Recherchefehler. Aber warum sind sie dann nicht längst die Nummer eins in ihren Vereinen?

Heinz Wäscher
23.11.2007

And here´s to you, Mrs. Robinson – das wunderbarste Tor der EM-Qualifikation (die FAZ weist heute übrigens auf die höhnische Borat-Reklame während des Tores hin):

Übrigens, für alle Nürnberg-Fans, die sich während des Everton-Spiels neulich fragten, warum deren Torhüter nicht längst in der englischen Nationalmannschaft spielt: Der Mann ist Amerikaner.

kurtspaeter
24.11.2007

Der junge Niclas Heimann ist gerade 16 und spielt bei der Chelsea-Jugend, Ron-Robert Zieler immerhin 18. Letzterer spielt in diesem Jahr im Reserve Team von ManU. Wo wir bei der Begründung wären. Van der Sar und Cech sind keine Engländer und somit fallen sie nicht unter die Gurkenfraktion der Inseltorhüter.

kurtspaeter
24.11.2007

Kleiner Nachtrag. Ich habe die Herren Nick Hamann (Chelsea) und Björn Bussmann (Blackburn) vergessen. Auch Torhüter.