Entspannt auf Platz 17

Wie sehr der 1. FC Nürnberg gereift ist, zeigt sich nicht so sehr an den schönen Erfolgen der letzten Saison, sondern vor allem an der Ruhe unter den momentan widrigen Bedingungen. Eigentlich ist der Club auch gar nicht schlechter gestartet als letztes Jahr. Damals nach 8 Spieltagen hatte man 12 Punkte. 3 davon kamen durch die Tore von Vittek, Saenko und Schroth in Stuttgart aufs Konto, die alle drei in dieser Saison noch nicht / nicht mehr / nur zeitweise mitspielen konnten. Zwei Punkte hat der Club in Cottbus durch das aberkannte Tor von Nicky Adler verloren, einen durch eigene Schlampigkeit wahlweise gegen Bremen oder Leverkusen. Mit Ausnahme des zunehmend einfallslosen Auftritts gegen den KSC gab es keinen Ausfall, im Gegenteil. Das allgemeine Lob über die weiterhin technisch feine und offensiv ausgerichtete Spielweise steht bloß in keinem Verhältnis zum Ertrag. Es ist die fehlende Chancenauswertung, die den Abstiegsplatz zur Konsequenz hat, und der löchrige, weil neu formierte Defensivblock ohne Glauber, Pinola Mnari, Schäfer. Bis auf den Sieg in Rostock und dem Spiel heute in Bochum geriet der Club immer in Rückstand, kam fünfmal zurück und holte dadurch vier Punkte. Also, einfach in Ruhe weitermachen, warten, dass die Verletzten wieder spielen, dass sich Charisteas einlebt, dass sich die Abwehr findet. Und konsequent tiefstapeln, wie es Meyer, Bader und Roth in schönster Einmütigkeit tun. Nach der Hinrunde der Vorsaison hatten die Clubberer 2006 vier Siege, elf Unentschieden und zwei Niederlagen, mithin 23 Punkte. Das ist auch jetzt ohne weiteres möglich, zumal mit Bayern der ideale Aufbaugegner als nächstes kommt. Und mit einem 3:3 in Bukarest wären sie weiter.

Erratum: Es waren nur drei Punkte nach Rückstand (gegen Cottbus, Hannover und Bochum) und das 0:1 gegen den HSV war ähnlich unberauschend wie das 0:2 gegen den KSC, aber das ändert nichts daran, dass die Mannschaft sehr ordentlich gespielt hat.

Ein Kommentar zu “Entspannt auf Platz 17” (1)

polyphem
30.09.2007

Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
Dass er einst das kriegt, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt.

(Eugen Roth – für Michael A. Roth 🙂 )

“Eigentlich heiße ich Mireille…”

sagte die gute Fee, “aber Miro ist mein Klosename.” Ist das jetzt ein schwieriger Fall? Durfte man Klöschen nur gut finden als er bei den Under-under-underdogs von Kaiserslautern oder den Underdogs von Bremen spielte? Oder ist Klose so gut, ein stilbildener Sportler in einer eigenen Klasse, dass man nicht umhin kann, ihn zu bewundern, egal, wo er spielt? Ich hätte mir natürlich einen Punkt für Cottbus erhofft, aber die gute Fee erfüllte an diesem Abend die Wünsche anderer. Einen echten Hattrick, acht Tore nach sieben Spielen, wann gab es das zuletzt? Vielleicht ist es dieses manchmal irritierende Phlegma, das Klose mit Gerd Müller teilt. Diese Aura permanenter Verschlafenheit, Wortkargheit, Geistesabwesenheit, im Gedanken schon beim nächsten Tor. Musiker sind manchmal auch so drauf, nicht weil sie sich schon wieder zugedröhnt haben, sondern weil sie gerade etwas hören, was sonst niemand hören kann. Und Spieler wie Klose haben eine andere Wahrnehmung von Tor und Ball. Es wird sehr schwer, gegen diesen FC Bayern zu gewinnen oder zu null zu spielen. Und die 40 Tore sind plötzlich nicht mehr unerreichbar.

Kommentare zu ““Eigentlich heiße ich Mireille…”” (3)

hateparade
28.09.2007

Wenn ich die Gelegenheit mal benutzen darf, als gebürtiger (und geflohener) Rheinland-Pfälzer meinen Kaiserslautern-Hass loszuwerden: Viel unsympathischer fand ich Kloses Entscheidung für diesen Provinzclub zu spielen, der uns über Jahrzehnte mit achso lustigen Anekdoten aus den 50er Jahren (”dem Fritz sei Wedder”) versorgt hat, Lieblingsverein jener noch provinzielleren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und (Möchtegern-)Kanzler von Helmut Kohl über Rudi “Ziege” Scharping bis hin zu “Onkel Bräsig” Kurt Beck; einem Verein, der es geschafft hat, noch Ende der 90er Jahren einen autoritären, kommunikationsunfähigen Patriarchen wie Otto Rehhagel zu verpflichten (während den die Bayern eben deshalb zu Recht zuvor abgeschossen hatten) und jetzt endlich da steht, wo er sich hoffentlich auch am Ende der Saison noch befindet, damit er uns nie wieder in überregionalen Medien behelligt: auf einem Abstiegsplatz – in der Zweiten Liga. So, das musste mal raus…

Rob Alef
28.09.2007

Das kann man in dieser Pauschalität nicht so stehen lassen. Ich finde die Meisterschaften mit Rehhagel und vor allem mit Feldkamp waren zwei große Momente der letzten zwanzig Jahre. Und Spieler wie Kuntz, Marschall und Koch können nichts dafür, dass es ein paar Fledderer gibt, die vom Kultstatus eines Vereins profitieren wollen. Möllemann hat auch jahrelang auf Schalke rumgelungert. Warum ich mich trotzdem freue, dass der FCK auf einem Abstiegsplatz steht, verstehe ich nicht so genau. Vielleicht, weil in den letzten Jahren Anspruch und Wirklichkeit zu weit auseinanderklafften und die jungen Wilden durch wahllose Zukäufe in die zweite und dritte Reihe verbannt wurden. Und weil ich tränenseliges Schwadronieren über gute alte Zeiten aus Nürnberg zur Genüge kenne.

Das mit Onkel Bräsig gefällt mir. Ich weiß nicht, wohin du geflohen bist, aber in Berlin-Neukölln gibt es seit 1927 eine Onkel-Bräsig-Straße.

polyphem
30.09.2007

“Onkel Bräsig” ist eine Literaturgestalt des Mecklenburger Dichters Fritz Reuter. http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Reuter.

“bräsig” als Adjektiv bedeutet in eingen Regionen Deutschlands entweder “angetrunken” oder auch “knurrig, gereizt, ungehalten.”

Lieber S04 als Borussia 03

Haben wir ein neues Standardergebnis für Dortmund? Nach dem 0:3 gegen die europäische Spitzenmannschaft Meidericher SV am Anfang gab es heute schon wieder ein kleines Aussetzerchen auf dem Weg zum UI-Cup. Und schon wieder war der arme Weidenfeller mit dabei, der wie zuvor nicht wirklich etwas dafür konnte.

Schalke, grimmig, schmucklos, effektiv, steht nach dem Fehlstart auf Platz 2, vermutlich bereit, ihn mit Klauen und Zähnen zu verteidigen, wenn es sein muß, auch gegen Platz 1. Und Altintop hat ein Tor geschossen. Dann trifft demnächst wohl auch Charisteas.

Der Tabellenführer der Herzen, Hertha BSC leistete wertvolle Aufbauhilfe Ost und ein gewisser Hähngen von Hansa Rostock hat schon wieder getroffen. Vielleicht ja der nächste Irrtum meinerseits, was Abstiegskandidaten angeht. Rostock wühlt sich nach vorne. Und alles ohne Beinlich.

Während man in Bremen eifrig Enid Blyton liest (nicht elf, sondern fünf Freunde, der Rest ist verletzt), rappelt sich Wolfsburg langsam auf und spielt unter Magath plötzlich Fußball. Ein sehr erfreulicher Auftakt in diese Englische Woche, morgen noch ein Cottbusser Pünktchen gegen Bayern und ein klitzkleines Sieglein von Nürnberg, dann wäre der Spieltag perfekt.

Kommentare zu “Lieber S04 als Borussia 03” (3)

Oliver Fritsch
27.09.2007

Gegen Duisburg wars ein Dortmunder 1:3.

Herr Wieland (Drei Ecken, ein Elfer)
27.09.2007

Gegen Meiderich gelang den Borussen noch ein Tor. Weshalb sich Herr Watzke nach dem Spiel gegen den HSV über die höchste Niederlage seit trillionen Jahren und nicht nur seit 6 Wochen aufregen durfte.

Rob Alef
27.09.2007

immer diese stockfehler…